|Crime| “Schwestern der Nacht” [Japan Special]

“Sie saß allein in einer Nische im ersten Stock der Bar und schaute gedankenversunken auf Erdgeschoss hinunter. Durch den dichten Zigarettendunst konnte sie undeutlich nebem dem Eingang den Kellner in seiner weißen Jacke erkennen und den Barkeeper, der hinter der Theke einen Cocktail-Shaker schüttelte.” (Buchbeginn)

Wenn mehrere unglückliche Zufälle aufeinander treffen, dann steht man am Ende als Mörder da. Wird für Taten verurteilt und gerichtete, die man nie begangen hat. Oder vielleicht doch? Hat man eine Art Traumata erlitten und blendet die schrecklichen Morde aus? Kann sich deshalb nicht mehr daran erinnern? Schließlich sprechen alle – wirklich alle – Indizien dafür, dass man dieses Frauen ermordet hat. DNA lügt nicht. Sollte man zumindest meinen.

Es ist der Tod, der jungen Büroangestellten Keiko Obano, der den Stein ins Rollen bringt. Eine zunächst unbekannte Frau geht auf die Suche, nach der Wahrheit. Denn Sie kann und will nicht wahr haben, dass es ein Selbstmord war. Sie ist der festen Überzeugen, dass da ein Mann dahinter steckt. Und so zieht sie durch die Straßen Tokios. Klappert Bars und Kneipen ab. Stets auf der Suche nach der Wahrheit.

“Die Dinge nahmen ohnehin ihren Lauf. Er hatte den Nachtflug nach Osaka gebucht; für ein paar Tage wenigstens würde die Jagd ruhen. Mit diesem tröstlichen Gedanken döste er ein.” (S.81)

Das Buch ist in zwei große Teile eingeteilt. Zuerst kommt der Jäger selbst zu Wort. Von Opfer zu Opfer, begleiten wir ihn. Tag für Tag. Schritt für Schritt. Es folgt die Festnahme und der Schwenk zu einem Anwaltgehilfen. Denn der Anwalt von dem Jäger ist irgendwie nicht so ganz überzeugt. Aber er kommt einfach nicht darauf, wo der Haken an dem Fall ist. Da kommt also Shinji ins Rennen. Er geht den Weg des Mörders quasi rückwärts.

Dieser Aufbau ist geschickt gewählt und ich halte mich absichtlich recht vage. Denn man bekommt zwar einen Mörder auf dem Silbertablett präsentiert, alles passt perfekt zu den toten Frauen. Aber es ist alles zu perfekt. Ist der Killer zu perfekt? Oder spielt hier jemand ein makaberes Spiel? Selbst als Leser weiß man erst auf den letzten Seiten, wer hinter allem steckt. Dass man auf so wenigen Seiten, so ein feines Verwirrspiel hinbekommt, hat mir äußerst gefallen.

Fazit: Ein Krimi, der es in sich hat und gelesen werden sollte! Zudem sollte man sich auf jeden Fall die Abschlussworte durchlesen. Dort wird auch aufgegriffen, mit welchen Büchern dieses Werk in den 60ern auf den Markt kam und welchen Einfluss die Autorinnen hatten.

Randnotiz: In dem Buch, spielt die Blutgruppe AB Rhenus negativ eine wichtige Rolle. Diese kommt nur bei 1% der Bevölkerung vor. Ich selbst habe AB Rhenus positiv, welche gerade einmal 4% der Weltbevölkerung in sich tragen. [Quelle]


Genre: Crime / VÖ: Februar 2009 / Verlag: Unions Verlag / Seiten: 186 / Serie: Einzelband

weitere Kritiken:  Dragenviews,

weitere (dt.) Bände von Yogo Okawa: Der Hauptschlüssel*, Trübe Wasser in Tokio, Der Kuss des Feuers, …

erhältlich z.B. bei: hugenubel


#JapanSpecial [Aktion]

6 Kommentare

  1. Janna | KeJas-BlogBuch
    8. Februar 2018
    Antworten

    Durch “Geständnisse” bin ich ja auf den Geschmack gekommen – auch wenn ich noch keine weiteren Bücher aus Japan gelesen habe. Du fixt einen durch das Special wirklich an und das Buch wandert mal auf die Wunschliste!

    • kaisu
      9. Februar 2018
      Antworten

      Dasfreut mich zu hören, dass ich dich jetzt schon anfixen konnte :3

  2. 16. Februar 2018
    Antworten

    Dieses Buch muss ich mir wohl auch noch besorgen – es klingt fabelhaft. Ich bin durch “Trübe Wasser in Tokio” auf Togawa aufmerksam geworden und habe “Der Hauptschlüssel” noch im Regal (den habe ich bei dir als Ariadne-Ausgabe schon entdeckt). Es gab in Deutschland wohl noch einen vierten Titel (Der Kuss des Feuers), aber mehr nicht. Auf Japanisch hat sie eine ganze Menge Krimis geschrieben.

    • kaisu
      16. Februar 2018
      Antworten

      Ja, leider. Hab auch schon gesehn, dass es hier in Dt kaum Werke hergeschafft haben. Dabei ist ist Stil un die Geschichten einfach wunderbar!

  3. 26. Februar 2018
    Antworten

    Das Buch hätte ich so nicht entdeckt – aber Deine Beschreibung spricht mich sehr an. Ich hab es mal gleich auf meine Wunschliste gesetzt.

    • kaisu
      26. Februar 2018
      Antworten

      Kann mir gut vorstellen, dass es dir gefällt :D

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