|Roman| “Schwimmen mit Elefanten” [Japan Special]

“Ich möchte die Geschichte von Anfang an erzählen, noch bevor unser Held “Kleiner Aljechin” genannt wurde, also zu einer Zeit, als er noch den Namen trug, den ihm seine Eltern gegeben haben.” (Buchbeginn)

Diesen richtigen Namen erfährt man übrigens nicht. Der Junge heißt schlicht “der Junge”. Ein Kind, was die Welt entdeckt und in dessen Haut somit fast jeder schlüpfen kann. Eines der markantesten Erlebnisse, sind die Ausflüge in ein Einkaufszentrum. Auf dessen Dach lebte einst ein Elefant namens “Indira”. Der bei Wind und Wetter dort ausharren musste und nie die Wildnis an seinen Elefantenfüßen zu spüren bekam. Einfach nur, weil man zu lange gewartet hatte und der Elefant zu groß wurde, um ihn wieder nach unten bringen zu können.

Unser Junge ist so von der Geschichte angetan, dass er selbst nicht mehr wachsen möchte. Nicht gerade eine frohe Botschaft für seine Liebsten. In dieser Zeit lernt er einen Mann kennen, der ihn in die Kunst des Schachspielens einweist. Anfangs noch zögerlich, vertieft er sich immer mehr in dem Spiel. Es wird zu seinem Lebensinhalt. Jeden Tag läuft er zu seinem Meister und führt nebenbei noch Gespräche über das Leben. Bis es zu einem Zwischenfall kommt, der alles durcheinander bringt.

“Dann ist Schachspielen ungefähr so, als würde man von Stern zu Stern reisen, oder?”

“Stimmt genau. Auf der Erde gäbe es nicht genug Platz dafür, also muss man ins All fliegen.”

“In einem Raumschiff namens Kleiner Aljechin.” (S.160)

Dieser Zauber, den ein schlichtes Spiel auf den schüchternen Jungen ausübt, ist faszinierend zu beobachten. Plötzlich hat er einen Sinn in seinem Leben gefunden und kann diesen sogar mit all seinen kuriosen Marotten verknüpfen. Man folgt seinem Leben auf Schritt und Tritt. Dennoch ist bei mir nie der Funke so weit übergesprungen, dass ich komplett in der Geschichte versinken konnte. Emotional konnte mich dieses Buch schlichtweg nicht packen, was ich ein wenig schade fand.

“Schwimmen mit Elefanten” ist nicht unbedingt ein klassisches japanisches Werk, wie ich sie bisher in der Aktion gelesen habe. Theoretisch könnte die Handlung in jedem Land, auf jedem Kontingent spielen. Das kreide ich dem Buch natürlich nicht an. Ich habe es gerne gelesen und dennoch konnte mich die Geschichte um den Jungen einfach nicht mitreißen. So schön die Sprache und die vielen Komponenten waren.


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Genre: Roman / VÖ: Dezember 2014 / Verlag: Aufbau Verlag* / Seiten: 318 / Serie: Einzelband

weitere Kritiken: Dragonviews,

weitere (dt.) Bände von Yogo Okawa: Das Geheimnis der Eulerschen Formel, Das Museum der Stille, Liebe am Papierrand, Der Herr der kleinen Vögel, Zärtliche Klagen, Das Ende des Bengalischen Tigers, Der zerbrochene Schmetterling, Schwimmbad im Regen, Hotel Iris, …

erhältlich z.B. bei: hugenubel*


#JapanSpecial [Aktion]

2 Kommentare

  1. monerl
    5. Februar 2018
    Antworten

    Das ist aber sehr schade, dass dich das Buch nicht ganz überzeugen konnte! Ich hatte es eigentlich auch schon im Auge, da ich dachte, damit kann man nicht viel falsch machen. ;-)
    Wenn die Emotionen den Jungen dem Leser nicht näher bringen können, bleibt ja, außer der Sprache, nicht mehr viel übrig am Roman, oder? Ich merke immer mehr, dass diese Autorin so unglaublich extrem schwankt, was ihre Themen und die Ausarbeitung angeht. Sie scheint keine von denen zu sein, zu dem man so leicht sagt: Von ihr lese ich blind alles, weil mich das und das Buch überzeugt hat. Die nächsten beiden könnten einen wiederum sehr enttäuschen, wenn ich an “Hotel Iris” und die “Euler´sche Formel…” denke.
    GlG, monerl

    • kaisu
      6. Februar 2018
      Antworten

      Es sind die Worte und teilweise die Haltungen der Charaktere, die ich nicht anchvollziehen konnte. Die ich eher neutral, als beruhrend empfunden habe. Die Sprache selbst, ist so wie in jedem Buch von ihr, aber wie du schon sagst, selbst damit kann man “Fehler” machen :P
      ich halte ihre Bücher auch für sehr sprunghaft. Habe aber jetzt gestern eine Kritik zu einemBuch von ihr gelesen, das mich angesprochen hat, dank der Kritik
      *wühl*
      Und gefunden: https://www.laubet.de/yoko-ogawa-das-ende-des-bengalischen-tigers/

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