|Roman| “Herr Nakano und die Frauen” [Japan Special]

“Und überhaupt… Reichen Sie mir mal die Sojasoße?” Herr Nakano wandte sich unvermittelt an mich. Ich war etwas verdutzt, obwohl er bei jeder Gelegenheit “und überhaupt” sagte. (Buchbeginn)

Herr Nakano betreibt einen Trödelladen. Keine Antiquitäten, nein Trödel verkauft er. Darauf legt er großen Wert. Um sich herum hat er fleißige Helferlein. Der Hauptkern besteht aus Takano und Hitomi. Letztere beschreibt aus der Ich-Perspektive die zahlreichen Erlebnisse, die sie in dem kleinen Laden, aber auch außerhalb erleben. So hat man das Gefühl stets neben der jungen Frau zu stehen und lernt andere Ansichten natürlich nur durch ihre Dialoge kennen.

Und damit hab ich eigentlich schon alles Wesentliche gesagt. In zwölf kleinen Geschichten lernen wir die Drei näher kennen. Dabei ist das Thema “Trödel” allgegenwärtig, denn gerade über gekaufte, ersteigerte oder angekaufte Artikel kommt man oft ins Gespräch mit seinen (ehemaligen) Besitzern. So kann der Brieföffner für große Dramen sorgen, eine Nähmaschine Herrn Nakano äußerst aufregen und ein Punching Ball – im übertragenen Sinn – für Aufklärung sorgen.

“Erstaunt sah ich auf. Sie wirkte völlig ungerührt. Auch Herr Nakano machte ein unbeteiligtes Gesicht. Diese Geschwister waren mir ein Rätsel.” (S.111)

Die zahlreichen Ereignisse sind in sich abgeschlossen. So könnte man theoretisch jeden Tag eine kleine Geschichte kurz vor dem Schlafen gehen lesen. Trotzdem gehören sie alle irgendwie zusammen. Denn jeder – sei es Herr Nakano, Takeo oder Hitomi selbst – macht eine Entwicklung durch. Was anfangs im Argen lag und für ein grummeln oder Schmetterlinge im Bauch gesorgt hat, ändert sich meist gegen Ende hin.

Was hat es nun mit den Frauen auf sich? Um nicht zu spoilern, umschippere ich das Thema einmal geschickt mit Worten: Der gute Mann hat eben gerne Frauen um sich. Nicht nur an seiner Seite, in seinem Bett, auch in seinem Umfeld. Das sorgt für eine Menge Gesprächsstoff unter den Mitarbeitern. Aber auch unter den Frauen selbst, die dann zum Beispiel mit Hitomi reden, so erfahren wir als Leser einige Details. Ein bunter Wirrwarr an Emotionen.

Abschließend kann ich sagen, dass das Buch “Herr Nakano und die Frauen” einen thematisch nicht vom Hocker haut, dennoch zieht es einen irgendwie in den Bann. Dieser Dreiertrupp ist unterhaltsamer, als man anfangs denken mag. Zudem erfährt man einiges über typische japanische Gepflogenheiten und Erwartungen innerhalb der Gesellschaft. Ich kann das Buch also guten Gewissens als lockere Lektüre für Zwischendurch empfehlen.


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Genre: Roman / VÖ: 2011 / Verlag: dtv Verlag / Seiten: 223 / Serie: Einzelband

weitere Kritiken:

weitere (dt.) Bände von Hiromi Kawakami: Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß“, “Am Meer ist es wärmer”, “Bis nächstes Jahr im Frühling”;…

erhältlich z.B. bei: hugendubel


#JapanSpecial [Aktion]

2 Kommentare

  1. 4. Mai 2018
    Antworten

    Dieses Buch habe ich auch bereits auf meiner Merkliste! Freut mich, dass es dir gefallen hat. Ich werde es mir dann nun doch holen, um für zwischendurch mal was anderes und leichtes zu haben. Sehr schön, dass du hier einige japanische Bücher gelesen hast, die ich auch im Auge habe. :-)
    GlG, monerl

    • kaisu
      5. Mai 2018
      Antworten

      Ich muss ma wieder rum kommen. Durch die ganze Sache mit dem Podcast hat in letzter Zeit einiges gelitten (also zeitlich).

      Für zwischendurch ist das Buch wirklich wunderbar! Bin auf deinen Eindruck gespannt!

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