|Aktion| “Mordmethoden”

Neue spektakuäre Kriminalfälle 

– erzählt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mark “Marky” Benecke. Fast jeder hat diesen Namen schon einmal gehört. Seit mehreren Jahren geistert er durch die Welt und die Medien und wird dabei zunehmend bekannter. Ob in Fernsehshows, wie “Medical Detectives”, als Moderator auf Musik-Festivals, seinen eigenen Vorträgen, denen man lauschen kann oder als aktives “Die Partei”-Mitglied. Überall ist er mit Herzblut dabei. Genauso ist es bei seinen Büchern. Heute stelle ich euch das Buch vor, was ihr euch auf twitter auf Platz 2 gewünscht habt. In “Mordmethoden” reißt er zahlreiche bekannte und weniger bekannte Mordfälle an und erzählt einiges zu den Hintergründen.

Unterteilt ist das Buch in fünf große Kapitel. Unter bestimmten Gesichtspunkten, listet er dort brisante Mordfälle auf. So geht es im ersten Abschnitt um Ehre und Gewissen. Der Schlächter von Kalk darf es “sanft” einleiten. Er sorgte 1997 in Köln für große Unruhen innerhalb der Bevölkerung. Hatte er doch einen Körper zerlegt und überall in der Stadt die Körperteile versteckt. Die auch gefunden wurden. Meist von Kindern. Dabei wirkte die Zerlegung äußerst ordentlich und geübt. Trotzdem dauerte es, bis man die Täterin fand. Na, wer hatte gerade an den Metzger von nebenan gedacht?

“Viele heute als kriminell angesehene Taten gehörten einmal zum normalen gesellschaftlichen Umgang. Es dauerte oft Jahrzehnte, manchmal sogar Jahrhunderte, bis diese Gewohnheiten den Menschen fremd, falsch und grausam vorkamen.” (S.19)

Rasch geht es weiter zu den “Spuren” in Kapitel 2. Wenn Knochen im Wald gefunden werden, sind diese nicht immer automatisch menschlichen Ursprungs und wenn doch ist es gar nicht so einfach das Alter zu bestimmen. Da auf diesem Gebiet noch bei weitem nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist, bildet die “Body Farm” in Knoxville einen guten Forschungsansatz. Dort werden Körper zu unterschiedlichsten Bedingungen drapiert. So will man herausfinden, wie sich das Skelett und Gewebe zersetzt. Die Ergebnisse zieht man dann bei echten Fällen heran, um die Umstände genau bestimmen zu können. (Bsp. Eine Leiche im Kofferraum zersetzt sich anders, wie unter freiem Himmel, selbst wenn sie danach im Wald landet.)

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Identifizierung von Opfern mit Hilfe der Gesichtserkennung. Nur, wie ein Gesicht rekonstruieren, wenn nur noch der Schädel da ist? Allein seine Form kann erste Hinweise geben. Findet man am Körper noch Gewebereste, lässt sich die Dicke der Haut und somit deren Ursprung bestimmen. Dann kommen verschiedene Methoden zum Einsatz, um die Proportionen festzulegen. Nur was nützt einem ein Phantombild, wenn niemand den Verstorbenen erkennt? Gleiches gilt bei erhaltenen Körpern, dessen Gesichtszüge erschlafft sind. Für gewöhnlich laufen wir so nicht durch die Gegend. Entsprechend kann es sein, dass die eigene Mutter einen nicht erkennt.

“[…] nicht alle Fälle, die hoffnungslos erscheinen, sind es auch. Besonders gut ist es, wenn die faszinierenden Randgebiete der Forensik und Kriminaltechnik rechtzeitig hinzugezogen werden. So wird es kaum einem Täter gelingen, eine Spur aus Insekten, Pilzen oder Poren zu verhindern oder gar falsch zu legen.” (S.83)

Und genau das zieht mich zu Marky hin. Seine Liebe zu Details. Wie winzige kleine Pollen dafür sorgen, dass man ein Massengrab zeitlich richtig einordnen kann. Waren es die Nazis, die im Hinterhof Menschen kaltblütig ermordet und verscharrt haben oder bereits die GPU (sowjetische Geheimpolizei)? Es liegen nur knapp zehn Jahre zwischen den Gräueltaten und trotzdem ist eine Unterscheidung für die Aufklärung äußerst wichtig. Wie gut, dass in den Nebenhöhlen der Skelette Pollen gesichert und untersucht werden konnten.

Das waren nur ein paar Auszüge aus den Kapiteln. In Kapitel drei geht es um Zufälle und Zeugen. Danach geht es mit tödlichen Verbrechen weiter, gefolgt von dem Rummel um einen Mörder. (Der kann nicht schuldig sein! Egal, was die Beweise sagen! Amerika lässt grüßen.) Er mixt dabei bekannte Namen (Adolf Hitler, Charles Lindbergh, O.J. Simpson) mit unbekannteren (Peter Kürten, Paul Bernardo und Karla Homolka) und sorgt so dafür, dass man selbst als informierter Leser stets neue Informationen aufsaugen kann. In grau hinterlegten Kästchen geht er zudem gezielter auf bestimmte Details ein.

wahre verbrechen blood

Mark Benecke hat sich bei mir vor allem als forensischer Entomologe eingebrannt. Dieser Punkt kam in diesem Buch eindeutig zu kurz. Was ich persönlich recht schade fand, aber es gibt ja zum Glück noch mehr Bücher von ihm. Stattdessen widmet er sich eher der Kriminalbiologie und schildert Fälle aus der Sicht eines Experten. Lässt Fakten und teilweise seine eigene Meinung mit einfließen. Langweilig wird einem dabei absolut nicht. Gelegentlich kennt man zwar den Fall und erfährt somit nichts Neues, trotzdem überfliegt man diese Passagen nicht.

Der Aufbau ist kunterbunt und dennoch geordnet. So gibt es nicht den einen Fall, den er in einem Kapitel beleuchtet. Nein, er zieht ähnliche Vorfälle heran, vergleicht und berichtet darüber. Das sorgt für eine Fülle an Informationen, die für einen Anfänger auf diesem Gebiet rasch too much sein kann. Kleiner Tipp: Post-Its helfen. So kann man auch mal einen Fall überspringen und ihn später durchlesen. So habe ich es bei den grauen Kästen gemacht. Denn diese reißen einen komplett aus dem Kontext. Zumal sie auch Sätze einfach unterbrechen, über mehrere Seiten gehen und dann erst “darf” man den eigentlichen Satz beenden. Ungeschickt umgesetzt.

Untermalt wird alles noch von Bildern. Diese sind gesammelt in der Mitte des Buches zu finden. Wer also so etwas nicht sehen kann oder möchte, kann diesen Part überspringen. Ich mag es lieber, wenn die Bilder direkt an der passenden Stelle gezeigt werden und man somit das blättern und “spoilern” auf kommende Fälle des Buches umgeht. Aber immerhin sind sie so in besserer Qualität zu sichten.

>> Ein Lesetipp! Mordfälle aus der Sicht von Mark Benecke sollte man sich nicht entgehen lassen! Zumal ich dabei stets seine Stimme im Hinterkopf hatte ;)


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Steckbrief zu Dr. Mark Benecke

*1970

– studierte Biologie, Psychologie
– polizeitechnische Ausbildungen innerhalb Rechtsmedizin in USA
– Ausbilder an deutschen Polizeischulen
– Gastdozent in USA, Vietnam, Philippinen, Kolumbien
– Auftritte in TV-Sendungen (Autopsie, Medical Detectives,…)
– Politiker “Die Partei”

homepage: benecke.com*


VÖ: 2004
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN: 978-3404605453
Kaufen: als Print, ebook oder Hörbuch erhältlich

Genre: wahre Verbrechen in Deutschland
Beruf: Kriminalbiologe, Spezialist für forensische Entomologie


– Kriminalbiologie. Genetische Fingerabdrücke und Insekten auf Leichen, 2001
– Mordmethoden. Ermittlungen des bekanntesten Kriminalbiologen der Welt, 2002
– Dem Täter auf der Spur. So arbeitet die moderne Kriminalbiologie, 2006
– Mordspuren. Neue spektakuläre Kriminalfälle – erzählt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt, 2007
– Aus der Dunkelkammer des Bösen. Neue Berichte vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt 2011
– Die Mumien in Palermo, 2016

– Lachende Wissenschaft. Aus den Geheimarchiven des Spaß-Nobelpreises, 2005
– Vampires among us, 2006
*Vampire unter uns! Teil 1: Rh. pos, 2009
*Vampire unter uns! Teil 2: Rh. neg, 2010
* Vampire unter uns! Teil 3, 2014
– Warum man Spaghetti nicht durch zwei teilen kann, 2009
– Warum Tätowierte mehr Sex haben, 2010

[…]

wahre verbrechen

Der nächste Beitrag folgt bei Conny*. Macht euch auf die Verbrechen der Vergangenheit gefasst!


3 Kommentare

  1. 5. Mai 2019
    Antworten

    Mein erster Gedanke, als ich den Artikel gesehen habe, war ja, dass das Buch eine gute Basis ist für Krimiautoren, denen die Ideen ausgehen :) Klingt auf jeden Fall nach einem sehr interessanten Buch, wenn man hinter die Kulissen schauen möchte.

    LG
    Daggi

    • kaisu
      6. Mai 2019
      Antworten

      Krimiautoren werden mit den Experten direkt sprechen – aber ja, das Buch bildet eine gute Basis :P

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