|Sammlung| “Ungeziefer”

Halloween-Special zu “Getier im Mensch

Während mein Hasipupsi Conny von PinkAnemone* sich brav den morbiden Gestalten in den Anstalten widmet, mache ich einen kleinen Abstecher noch tiefer in den Mensch hinein. Bei mir wird es Würmer, Maden, Spinnen, Käfer, Parasiten und anderes Getier geben, was sich auf und in dem menschlichen Korpus befindet. Dabei bleibt es stehts irdisch. Außerirdische Wesen werden hier nicht ihren Weg hineinfinden. Was die Auswahl erheblich einschränkt, aber ich bin fündig geworden.

Heute gibt es eine Anthologie, die sich ihren Namen redlich verdient hat. In ihr wimmelt es geradezu vor Getier und Gewürm. Es kreucht und fleucht, wohin man schaut. Dabei sind manche Geschichten durchaus realitätsnah und könnten im Hier und Jetzt geschehen. Wer damit nicht zurechtkommt, sollte diesen Beitrag hier abbrechen. Besser wird es nicht. Oder doch? Mmmh…

Dreiundzwanzig Kurzgeschichten auf 466 Seiten. Da kommt eine Menge Krabbelgetier zusammen. Da ich nicht jede Geschichte hier vorstellen kann und möchte, habe ich drei Stück (fast) wahllos herausgepickt. Mit dabei ist zufälligerweise auch ein Liebling, der mir bis zum Schluss in Erinnerung geblieben ist. Purer Zufalll. Wirklich! *finger crossed*


“Therapiesitzung” von Dominik Altherr

Ein Doktor wird zu einem abgelegenem Haus gerufen. Derzeit greift eine fiese Seuche um sich und man munkelt, dass die Schwarze Witwe ihre Finger im Spiel hat. Als der Doktor eintritt fallen ihm sofort die blauen Spinnfäden auf. Aber er verwirft den Gedanken, Schwarze Witwen sind rar. Wieso sollte er jetzt an eine geraten?

“Ich spürte meinen pochenden Herzschlag. Er war laut genug, um sie wissen zu lassen, das sich ihrer Falle gefolgt war. Ich war ihr ins Netz gegangen.” (S.59)

Ja, es geht um Spinnen. Allerdings krabbeln diese nicht um einen herum, sie nehmen Besitz von den Menschen und beinflussen sie in ihrem Handeln und Denken. Das Feeling passt, der Lesefluss ist perfekt. Diese Story hätte ich gerne noch etwas länger und komplexer gelesen!


“Der Farmer” von Michael Rapp

Zwei zwielichtige Gestalten bekommen die Aufgabe einen Singvogel zu eleminieren, der im Knast Phrasen gezwitschert hat, die er lieber für sich behalten hätte. Damit er nicht noch mehr Unheil anrichtet, bekommt er eben jetzt, nach seiner Entlassung Besuch. Dumm nur, dass der “Farmer” ein Experte für Leichenentsorgung ist. Seine Helfer sind zahlreiche Käfer und Krabbeltiere, die im Erdreich leben. Profis auf dem Gebiete der völligen Zerstörung.

“Entomo-Projekt – Die Welt ist Geben und Nehmen, stand auf dem Schild. Das Firmenlogo bestand aus einer Wanze, die eine Blattlaus zwischen den Beinen hielt und sie aussaugte wie ein Tütchen Orangensaft. Das war wohl das Nehmen.” (S.115)

Man kann sich schon denken was passieren wird und trotzdem überfliegt man nicht die Zeilen, sondern folgt gebannt, wie der Farmer seine Methoden einsetzt, die er normal nur bei der Leichenentsorgung benötigt. Erneut ein Fall von: Gerne mehr davon! Lediglich der kleine übersinnliche Touch wäre nicht nötig gewessen, die Story ist ohne stimmig genug.


“Die Legende vom Tyrannen” von Sandra Baumgärtner

Es steht die jährliche Feier an, die den Sieg über einen fiesen Tyrannen huldigt. Der Sprößling einer Familie wird in den Keller geschickt um das “Beiwerk” zu holen. Erhobenen Hauptes schreitet er in den Gewölbekeller hinab und muss erfahren, dass “der Sieg” etwas damals anders ausgefallen war. Gewisse Details wurden verschwiegen.

“Und du, Alexej, bist heute auserwählt, zu helfen. Weil ich Stärke in dir sehe. Weil ich an dich glaube. Dieses Jahr gebührt dir – und nur dir alleine – die Ehre. Also geh, mein Sohn. Damit wir den Sieg über das Böse erneut feiern können.” (S.351)

Nun, das stinkt gen Himmel und so ist es auch. Was lebt in alten Kellern gerne? Spinnen und Ratten. Letzteres hat es ich recht gemütlich gemacht und wartet nur auf den Moment der Revanche. Die Idee ist wunderbar. Jedoch fällt die Geschichte wirklich kurz aus. Bevor Feeling aufkommen kann, ist es schon wieder im Keim erstickt.


Der Nachteil bei Kurzgeschichten ist immer, dass sie kurz sind. Wer hätte es gedacht! Allerdings liegt es dann in der Kunst des Schreibens, den Leser innerhalb kürzester Zeit in den Bann zu ziehen und ihn von den Socken zu hauen. Egal in welcher Form. Sei es vom Schreibstil, der Spannung, einem Mindfuck-Moment, Schockeffekten oder einem genialen Ende. Man könnte auch alles kombinieren. Nicht jeder mag dieser Form des Erzählens, da man eben gerne mehr lesen möchte und nicht nur einen Hauch einer Handlung spüren will.

In dieser Anthologie konnte mich nicht jede Geschichte aus den Puschen hauen. Manche haben mich sogar enttäuscht. Allerdings überwiegt dieser Anteil nicht. Goth sei dank! Die meisten Schreiberlinge haben wahre Wunder vollbracht und das Ungeziefer haaresträubend authentisch zum Leben erweckt. Perfekte Unterhaltung für die schwummrige Abendstund im Kerzenschein!

Halloween-Check:

Horror? gelegentlich in softer Form
Spannung? vorhanden
Medical-/Asylum? Experimente, Krabbelgetier
Blood & Splatter? gelegentlich
Trigger? vor Ungeziefer, wer es nicht mag, wird hier auf keinen Fall glücklich!


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Genre: Mystery, Crime, Thrill / VÖ: März ’16 / Verlag: Verlag Torsten Low* / Region: kunterbunt / Serie: Einzelband

erhältlich bei: direkt über den Verlagsschop*

Bilder: Die Bildrechte der obigen Fotos liegen bei Alexandra Friewald*. Sie sind nicht ohne Genehmigung weiterverwendbar.

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