Warum sind die Japaner so vernarrt in klassische Musik? Einer Frage, die ich kurz nachgehen möchte und die auch ein Grund ist, warum ich mir diesen Manga herausgegriffen habe, obwohl ich kein Boys Love mehr lese.Recherchiert man ein wenig im Netz, wird man im Grunde immer wieder über zwei Aussagen fallen: Nach dem zweiten Weltkrieg nahm man in der Schule Japans westliche Musik mit auf, die die alte eigene traditionelle Musik fast vollkommen verdrängte. Was vor allem daran lag, dass man westliche/deutsche Lehrer anworb und diese dann europäische klassische Musik unterrichteten.
Der zweite Grund ist die emotionale Ebene. Sie hat etwas reines und sorgfältiges an sich, eine Liebe zum Detail, was die Japaner lieben. Und es ist ein Ausbruch aus einer Welt, die von Regeln dominiert wird. Nicht zu vergessen ist hier besonders Beethovens 9. Symphonie. 1918 zum ersten Mal von deutschen Krieggefangenen in der Nähe von Naruto uraufgeführt und ist seit dem fest in Japan verankert. Die “Daiku”, wie sie liebevoll genannt wird, ist ein Symbol für Einheit, Mut und Kraft.
Soooo, was hat das jetzt alles mit dem Manga “Der Klang meines Herzens” am Hut? Ich habe die ersten beiden Bände gelesen und dort wird nicht einmal ein Künstler genannt, nur von der Melodie und den Emotionen gesprochen, die dessen Klang auslöst. Letztlich geht es um die typische Karriere als Musiker mit einem Cello (oder einer Geige). Yuki ist einst nach Italien gegangen um dort seine Qualitäten als Cellist zu verbessern und zu studieren. Ein übler Unfall, der ihn vorrübergehend blind macht, bringt ihn zurück nach Japan.
Takuma, sein Jugendfreund, arbeitet im sozialen Bereich und wird ihm als Betreuer zugewiesen. Anfangs noch verunsichert, ist sich Takuma nach diversen Hinweisen sicher, das hier muss sein alter Klassenkamerad sein, den er seit zehn Jahren nicht gesehen hat. Allerdings ahnt Yuki nichts davon. Zumal er – fast blind – ihn eh nicht erkennen würde. Also schweigt er und dann spürt dann plötzlich diese Gefühle. Die Wärme in seinem Herzen, die Geborgenheit in seiner Nähe. Hat er sich etwa verliebt?
Es ist eine Boys Love Romanze. Natürlich kommen die zwei sich näher, was das allerdings für ihre Gefühlswelt und ihren Bekanntenkreis bedeutet, ist ein anderes Kapitel. In den ersten beiden Bänden kommen die Zwei sich rasch näher. Intime Szenen sind keine Seltenheit. Dabei wollte ich Yuki doch Cello spielen hören! Nix Knatterkiste hier! Ja, er spielt auch. Die Momente sich richtig gut dargestellt und man kann die Musik förmlich hören. Meine mir liebsten Szenen.
Der zarte Zeichenstil passt gut zur Abhandlung. Junge Männer, die filigran ihre Leidenschaften – jeglicher Art – erforschen und sich dabei näher kommen, als zunächst geplant. Neben der Romantik werden auch ernste Themen angesprochen, die vor allem in den Folgebänden eine tragende Rolle spielen werden. Hier, kommen sie nur in Nebenszenen vor: Männer, die Händchen halten. Männer, die sich lieben. In einer Gesellschaft, die das nicht immer entspannt sieht.
Eckdaten (Anzeige)
erschienen April 2018
abgeschlossen in 5 Bänden
zur Verlagsseite von Kaze* mit Leseprobe*
Ich wollte mindestens einen Manga mit in diese Aktion nehmen, der sich mit klassischer Musik beschäftigt, dabei bin ich mehrfach über diese Reihe gestolpert und auch, wenn ich das Genre meide, kann ich die Leidenschaft spüren und verstehe, warum die Bände gerne gelesen werden. Meine Neugierde ist sogar so groß, dass ich mir die letzten drei Bände auch noch holen werden. Wer sie noch nicht kennt und gerne auf dem Gebiet unterwegs ist, sollte also zugreifen!
Beitrag #3 meiner #MusikundComics Reihe
#1 “Der Knochenmann, das Vöglein und die Nymphe”
#2 “Belzebubs“
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