|Crime| “The American”

vs. The American, die Buchverfilmung.

Weiter geht es in meinem kleinen Spezial, was stetig wachsen wird. Buch & Film.
Es geht um die Vorstellung eines Romans, sowie dessen filmische Umsetzung. Dabei möchte ich nicht alles explizit auseinandernehmen, sondern eher die Vorzüge und Nachteile beider Versionen eingehen. Da auf meinem SUB noch mehr Bücher aus der Rubrik liegen, warten diese eigentlich nur auf mich. Hüstel.


Wir schreiben das Jahr 2010. Ein Film mit George Clooney kommt in die Kinos. Er bekommt eher mittelmäßige Bewertungen, schwankt zwischen “Meisterwerk” und Luftnummer. Aber in einem Punkt scheinen sich viele einig: George Clooney macht einen guten Job. Dem kann ich mich anschließen. Gerade mit dem Hintergrundwissen zum Buch kann ich sagen: Die Rolle passt. Ich hatte während des Lesens im meinem Kopfkino nie Trubel mit George als main character. Nur bei anderen Damen und Herren.

Von vorn: “The American” ist ein Amerikaner, der nie seinen wahren Namen nennt. Er hat viele Gesichter und er arbeitet an seinem letzten Job. Er will in den Ruhestand gehen, hat genug Soll erledigt und möchte nun die Früchte nach Hause tragen. Dazu geht es nach Italien. Eine kleine Stadt, die genaue Lage bleibt ungewiss. Er hat eine Vorliebe für Schmetterlinge. Sein Alibi, um neugierige Stimmen abzuhalten. Doch diese Leidenschaft hat einen wahren Kern. Er zeichnet sie wirklich und beobachtet sie. Vielleicht weil sie ihn ungehindert seinen Job nachgehen lassen? Eine perfekte Tarnung für Signor Farfalla.

Bereits 2004 kommt das Buch, die Vorlage für die filmische Umsetzung, auf den Markt. Allerdings brauchte es scheinbar erst den Film, damit es auch in Deutschland Fuß fassen konnte. Zum Glück! Die Geschichte um Signor Farfalla ist hier um einiges feiner und inniger, als im Film. Gut, einen großen Vorteil hat das Buch, es bleibt einige Seiten ungewiss, was denn nun der Job des geheimnisvollen Herrn ist. Da man es nicht “sieht”, sondern dem geschriebenem Wort folgen muss. Das baut eine komplette andere Stimmung auf, als im Film.
Der Autor hat eine feine Art sich auszudrücken. Geschickt führt er die Lesenden durch die Handlung. Dank der Ich-Perspektive hat man das Gefühl sich im Kopf des Amerikaners zu befinden. Stück für Stück öffnet er hierbei den inneren Vorhang. Dafür arbeitet Martin Booth viel mit Vergleichen. Letztlich wirkt es komplett stimmig, wenngleich er sich manchmal in Details verrennt.

Der Tod ist eine Kunst.

Okay, wer es an der Stelle noch nicht weiß: Der gute Herr ist Waffenhersteller. Bei ihm gibt es keine Massenware, sondern Spezialanfertigungen. Mit Leidenschaft ist er dabei, berät, analysiert, hinterfragt und bastelt die Schmuckstücke letztlich in seiner Wohnung. Ein Profi, der seinesgleichen sucht. Entsprechend hoch ist sein Marktwert und genau das könnte ihm zum Verhängnis werden. Anscheinend will man nicht, dass er sich zur Ruhe setzt. Irgendwer wühlt in seinem gut versteckten Leben herum.

Was sind die größten Unterschiede zwischen Buch und Film?
Zwei Punkte sind mir besonders aufgefallen, die ich ohne große Spoiler aufzeigen kann:
– Die Schmetterlinge spielen im Buch eine große Rolle. Vom Spitznamen, zu Zeichungen über Gespräche, bis hin zu Ausflügen. Hier weiß man, wieso er Signor Farfalla heißt.
Im Film ist das nicht so deutlich. Da hatte ich eher das Gefühl, man bringt es mit rein, da er nun mal den Namen im Original bekommen hat. Ach und huch, da ist sogar mal ein Schmetterling vor die Kamera geflattert. Upsi! Fand ich etwas schade, da es ein guter Deckmantel ist und einfach zum “The American” gehört.
– Der andere Punkt sind die Frauen. Da ich keine Details verraten möchte, umschwebe ich das alles etwas. Kurz gesagt, im Buch geht er anders an die Thematik Frau heran. Er kann sich keine Nähe erlauben (wg. dem Job) und lässt keine Gefühle zu (wg. dem Job), daher bleibt alles neutral und er hat eher sexuelle Befriedigungen. Im Film dagegen wirkt es komplett anders. Da werden sie sogar als Auslöser und Motiv für diverse Taten genommen. Da ist mir die Version aus dem Buch deutlich lieber. Was beide Versionen gleich haben: Er achtet Frauen.

Buch vs. Film, das Fazit

Finde ich eines besser? Im direkten Vergleich hat das Buch den Fuß einen Fuß näher an der Zielgeraden. Gerade die beiden obigen Aspekte sind dafür ausschlaggebend. Dennoch sehe ich mir den Film immer wieder gerne an. Es geht um Berufskiller, es fließt Blut, Autos scheppern durch die Straßen, Schüsse fallen und dennoch strahlt er eine gewisse Ruhe aus, die ich vor allem George zuschreibe.
Das Buch strahlt ebenfalls diese Ruhe aus, sogar noch mehr, da man das Gefühl hat, dass “The American” die Geschichte nur für einen selbst erzählt. Ein Zwiegespräch unter Freunden, auch wenn Signor Farfalla keine Freunde hat.

Abschließend noch ein Zitat:
Ich befürworte den professionellen Tod. Er ist die beste Todesart. Der Tod sollte edel, sauber, eindeutig, exakt, spezifisch sein. Er ist der letzte Pinselstrich auf der Leinwand des Lebens, der abschließende Tupfen Farbe, der das Bild vollendet, es zur Vollkommenheit abrundet. (S.76)

“The American”
2010 bei Rowohlt Verlag* erschienen
(nur noch gebraucht erhältlich)
397 Seiten
von Martin Booth

“The American”
2010 erschienen
Regie führte Anton Corbijn
mit George Clooney + Thekla Reuten

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eine weitere Buchverfilmung:
“Repo Men”

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