|Crime| “T – Tödliche Spur”

Stell dir vor, dein Kind verschwindet. Die Leiche wird nie gefunden.
Stell dir vor, man erklärt dich für verrückt. Keiner widerspricht dem.
Stell dir vor, du stellst Fragen. Man versucht das zu unterbinden.Stell dir vor, du kannst keinem trauen. Nicht einmal deinem eigenen Ehemann.
Würdest du an eine Verschwörung glauben?

Ava glaubt daran!

Vor zwei Jahre verschwand ihr kleiner Sohn Noah spurlos. Bis heute konnte die örtliche Polizei keine Kinderleiche finden und der Fall wurde zu einem cold case. Dennoch bleibt man offiziell bei der Variante, dass der Junge einem Unfall erlegen ist. Schließlich gab es nie eine Lösegeldforderung, was eine vermutete Entführung unterstrichen hätte.
Seine Mutter – Ava Garrison – plagen seitdem Albträume. Fast täglich sieht sie ihren Jungen am Wasser stehen, läuft ihm schreiend hinterher, bis sie schreiend aufwacht.

Sie nimmt Tabletten dagegen und wird therapeutisch betreut.
Doch eines Tages keimen Zweifel in heran. Was ist, wenn ihr Sohn noch lebt? Er wäre vier Jahre alt. Wieso sollte das unmöglich sein? Schließlich kann sie seine Stimme hören! Ihre Familie stempelt ihre Euphorie als einen weiteren verrückten Anfall ab und glaubt ihr nicht im Geringsten. Stattdessen droht man ihr eher, sie wieder in die Anstalt einzuliefern, wo sie schon einmal gewesen ist.

“Ava fühlte sich seltsam beunruhigt und rastlos.” (S.332)

Das Misstrauen in Ava wächst jedoch immer mehr. Plötzlich kommt sie sich vor, wie in einem Gefängnis in ihrem eigenen Haus. Sie fühlt sich beobachtet, genötigt diese verfluchten Pillen zu nehmen. Jemand will sie für verrückt erklären, da ist sie sich sicher. Aber wer glaubt schon einer Verrückten, die sich selbst als nicht verrückt erklärt? Keiner.

Der Leser ist genauso verwirrt wie die Hauptfigur selbst.

Man wird in dem Strudel aus Verschwörung, Misstrauen, Verrat und Hass mitgerissen, ohne dass man was dagegen machen kann. Glaubt man einen Funken Wahrheit gefunden zu haben – wird er im nächsten Augenblick wieder zerstreut. Die meiste Zeit ist man mit Ava selbst unterwegs und lernt entsprechend die Gedanken der anderen Familienmitglieder kaum kennen. Das wirkt so ähnlich, als würde man sie aus der Ich-Perspektive beobachten, was jedoch nicht der Fall ist. Dennoch bindet es einen an diese Frau, die völlig verzweifelt ist und nicht mehr weiß, wem sie eigentlich noch trauen kann.

Irgendwann wird im dem Buch sinngemäß gesagt, dass das Haus, auf der Insel Church Island, die Familie, die scheinbare Idylle, doch richtig harmonisch wirkt. Ja, das wirkt sie – es wirkt wie einem Rosamunde Pilcher Roman entsprungen, nur eben mit einigen fiesen Verschwörungen, die es aufzudecken gilt. Trotzdem plätschert das Buch eine ganze Weile vor sich hin.

Man ist allein gelassen mit Ava, die eine Theorie nach der andren entwickelt und man weiß selbst nicht, ob es wahr ist oder ihrer blühenden Fantasie entspringt. Es geschieht kaum etwas.
Als dann endlich der erste Hammer fällt, freut man sich auf den Stimmungswechsel, der sich jedoch nicht so richtig einstellen will. Es geht im gleichen Wer-traut-wem-Ton weiter.

“Das ist doch verrückt.”
“Das ist hier offenbar ganz normal.” (S.464)

So kommt das ganze Buch, trotz der Verschwörungen und dem unterschwelligem Misstrauen sehr seicht rüber. Denn erst nach ca. 3/4 des Buches baut die Spannung extrem auf. Ein Ereignis überschlägt das Nächste und man ist eifrig dabei die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. Natürlich entwickelt man im Lauf der der Zeit seine Vermutungen und pickt sich seine Schuldigen heraus. Einige bestätigen sich auch, doch die ein oder andre ist zum Glück etwas überraschend, sodass das Ende sogar einen kleinen Oha-Moment mit sich bringt.

“Damit hätten wir unsere Verdächtige Nummer eins.” […]
“Leider sind die Dinge nie so einfach.” (S.526)

Die Figuren aus “Tödliche Spur” wirken die ganze Zeit gut überlegt und raffiniert zusammengestellt. Sei es die verweifelte Mutter Ava, die nervlich am Ende ist. Der vorsorgliche Ehemann Wyatt, welcher weiter seiner Arbeit nachgeht und Normalität vorgibt. Ihre Cousine Jewel-Anne, welche im Rollstuhl sitzt und brav die Trotzige gibt. Der ruhige Ranchmitarbeiter Austin, der kaum etwas von sich Preis gibt und dennoch an der Familie interessiert ist.

Tanya, die gute Freundin aus dem Dorf, die immer guter Laune ist und sich Sorgen macht und so weiter.
Die Liste könnte unendlich weitergehen, da es einige Charaktere gibt, die einem vorgestellt werden. Ein großes Netz, wo jeder der Schuldige sein könnte. Dennoch behält man problemlos den Überblick, was man der Lisa Jackson hoch anrechnen kann, denn so was schafft nicht jeder Autor!

Nichtsdestotrotz haute einen der Thriller am Ende nicht von den Socken. Da ich schon die oben genannten Bücher von Jackson kenne und natürlich etwas in dem Stil erwartet habe, auch wenn es ein Einzelband ist. Das Problem ist die Dauer der Theorien.

Es passiert Seitenlang nichts, bis auf “Du bist verrückt!” – “Nein, bin ich nicht” – “Nimm deine Tabletten” – “Du brauchst Hilfe!” – “Ich bin nicht verrückt!”. Das ewige hin und her, ist anfangs sehr interessant zu lesen, nur irgendwann hängt es durch und man möchte Fakten. Sehr schade um das Buch, da die Idee von einem Verschwörungsthriller in diesem Stil wirklich gut ist.


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Genre: Thriller / VÖ: April 2014 / Verlag: Droemer Knaur* / Serie: Einzelband


8 Kommentare

  1. Steffis Bücher Bloggeria
    25. Mai 2014
    Antworten

    Hallihallo :)
    Mal wieder ich…man merkt ich habe gerade Zeit!!! Ist das schön!!!
    Von Lisa Jackson habe ich bestimmt noch 10 Bücher auf dem SuB und kein einziges gelesen! Sollte vielleicht mal mit der "Skorpion" -Reihe beginnen! Dieses hier scheint ja nicht zu ihren Besten zu gehören!
    Liebe Grüße
    Steffi

    • TheReal Kaisu
      25. Mai 2014
      Antworten

      Oh ja das habe ich gesehn! @sub
      Also die Skorpion-Reihe fand ich ganz gut!

      War hier leider enttäuscht :(
      Vor allem, weil ich ihren Stil kenne und eigtl mag…

      btw Zeit an nem Sonntag – hach wie schön :D
      Ich war arbeiten ;)

    • Steffis Bücher Bloggeria
      26. Mai 2014
      Antworten

      Ups…an einem Sonntag arbeiten…ihhh! Aber unter der Woche zu arbeiten ist auch nicht wesentlich besser ;) Beides wäre nur schlecht!
      Welches Buch von Lisa Jackson hat dir denn am meisten zugesagt?

    • TheReal Kaisu
      26. Mai 2014
      Antworten

      Och, ich arbeite eigtl gerne Sonntags und hab unter der Woche frei. Sonntags kann man ja z.B. nicht einkaufen gehn :P

      Kenne bisher nur die 2 Skorpion-Bücher und fand da den 2ten Teil besser, man muss aber mit den ersten anfangen :P
      Wollt aber immer mal noch ein paar mehr von ihr lesen, nur hat es sich bis jetzt nicht ergeben :(

    • Steffis Bücher Bloggeria
      26. Mai 2014
      Antworten

      Da gehts uns wohl allen so! Man möchte mehr von einem Autor lesen, gleichzeitig schreien aber 100 andere Bücher danach gelesen zu werden! Ein Teufelskreis!

    • TheReal Kaisu
      26. Mai 2014
      Antworten

      Jaja, unsre verzwickten Sorgen müsst man haben :D
      Clonen wär ne Option!

  2. Mikka Liest
    29. Mai 2014
    Antworten

    Hmm, das ist ja schade, dass das Buch anscheinend so seine Längen und Schwächen hat – es klingt vom Thema her so spannend! Vielleicht kaufe ich es mir trotzdem mal günstig gebraucht und schaue, ob es mir gefällt. Von der Autorin habe ich noch nichts gelesen, obwohl ich hier noch ein Buch von ihr liegen habe.

    • TheReal Kaisu
      29. Mai 2014
      Antworten

      Das Thema ist wirklich sehr spannend und ich habe lange nicht drauf geachtet, wie weit das Buch schon vorangesschritten ist, bis ich mich irgendwann fragte: Wann gehts eigentlich los?
      Ist halt meine Empfindung, da ich die Autorin kenn und weiß, dass sie es besser kann vom Spannungsbau her!

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