|Crime| “H2O-Das Sterben beginnt”

Berlin. Ein normaler Tag beginnt. Im Büro des Innenministers werden neue Intrigen gesponnen. In einer Altbauwohnung versucht sich ein Polizist das Leben zu nehmen. Manche erledigen ihre typischen Morgeneinkäufe. Andere wiederum machen sich auf den Weg zur Arbeit und mittendrin gibt es plötzlich einen Anruf, der alles ändert.Mehrere Menschen in Bayern sind völlig unvermittelt binnen kürzester Zeit verstorben und die Symptome sind alles andere als beruhigend. Sie sind verstrahlt gewesen. Doch wie kann das passieren? Mitten in Deutschland? Ein Terroranschlag? Ein Unfall bei der Atommüllentsorgung? Der Fall gibt zunächst große Rätsel auf. Bis jemand das Trinkwasser in Erwägung zieht und dieser jemand sollte Recht behalten.

Das Trinkwasserreservoir im bayrischen Wald wurde mit radioaktivem Atommüll verseucht.

Sofort wird alles abgeriegelt und ein Krisenstab eingerufen, der das Wie, Warum und Wer beantworten soll. Mittendrin befindet sich der Polizist Julian Berg. Er ist von der Terrorabwehr und soll bei der Organisation helfen. Eigentlich wollte soeben noch einem heldenhaften Selbstmord sterben, aber dieser Plan wird ihm von der Regierung schnell zunichte gemacht. Entsprechend ist er nicht sehr erfreut über seinen neuen Auftrag. Doch als er erfährt wie weit das Ausmaß der Katastrophe inzwischen voran geschritten ist, ist er voll in seinem Element.
Kurz darauf wird eine weitere Wasserquelle verseucht und die Ermittler kommen allmählich ins Rudern, da sie immer noch keine heiße Spur haben.

Das klingt alles super interessant und spannend für einen Thriller

Ein Krisenstab, die Bedrohung der Menschen in Deutschland, ausbreitende Panik, etliche Flüchtlinge und mittendrin gefährlicher Atommüll. Entsprechend  bekommt man dauerhafte Spannung geboten. Ein Ereignis reiht sich an das Nächste. Es bleibt einem kaum Luft zum durchatmen beim Lesen. Als dann auch noch die Täter gefunden werden können oder sich zumindest ein Verdacht verhärtet, geht die Jagd erst richtig los.

Doch bedauerlicherweise gehen dabei einige wichtige Dinge völlig unter. Es wird kaum auf die Figuren eingegangen, die einen durch das gesamte Buch begleiten. Zu Beginn gibt es eine kleine Vorstellungsrunde, zusammengepappt in ein Kapitel, sodass man sich das Meiste nicht einmal merken kann. Die angeblich depressive Ader von Ermittler Berg wird nur einmal gegen Ende wieder aufgegriffen, als ob man sich daran erinnert hätte. Seine stetigen Begleiter sind nur Schatten mit Namen, die kräftig mit anpacken.

Neben Julian und seinem Team gibt es noch die Politiker und diese nehmen eine ebenso große Rolle ein, wie die Umweltverseuchung selbst. So werden Intrigen gesponnen, Machtwechsel herbeigezwungen, Sexspielchen vollzogen und Positionen entsprechend extrem fies ausgenutzt. Als würde die Bevölkerung nicht schon wie ein aufgescheuchtes Huhn wirken, so kommt diese Situation einfach nur wie ein großer Kindergarten vor. Natürlich spielt die Politik eine wichtige Rolle bei derartigen Anschlägen, aber muss man es so übertreiben?

Es fällt außerdem auf, dass ab einem gewissen Punkt, die Verseuchung des Wassers völlig außer Acht gelassen wird. Plötzlich liegt das Hauptaugenmerk auf der Jagd des seltsamen “Prometheus”, der sich bemerkbar gemacht hat und (Achtung! Klischee-Alarmglocken!) sich in Prag aufhält. Was der Leser dank kurzer Passagen mit ihm schnell herausfindet. Die Ermittler müssen diese Spur natürlich erst noch finden. Parallel dazu wird in der Kommandozentrale ein Maulwurf gesucht. Als wäre das nicht Problem genug, rollen Köpfe und neue Gesichter übernehmen die Macht. Chaos pur.

Letztlich gibt es aber ein Ende. Ob mich das glücklich gemacht hat, ist die andere Frage. Es ist einfach zu viel und zu verstrickt.  Das Hauptthema und somit der Titel des Buches geht völlig unter. Es wird leider viel zu wenig auf die wichtigsten Charaktere eingegangen, sodass man sich mit keiner identifizieren oder gar Gefühle entwickeln kann. Die Idee hinter allem ist super. Der Einstieg verhieß auch ein sehr aufregendes Buch, das man nicht beiseite legen möchte. Die Covergestaltung ist ebenfalls sehr gut gelungen. Der Spannungsbogen ist auch dauerhaft gespannt. Aber der Rest ist leider ein Schuss in den Ofen gewesen.

Alles in allem kann ich “H2O – Das Sterben beginnt” nicht empfehlen. Wer gerne Thriller mit Intrigen und Machtspielchen liest, in denen die Action erst an zweiter Stelle kommt, darf hier gerne zugreifen. Für mich ist das leider nichts.
Über den Autor Ivo Pala wird unter anderem geschrieben, dass er Drehbuchautor für abendfüllende Spielfilme ist. Dieses Buch hat mit sehr an eine alberne überdrehte RTL Spielfilmvariante erinnert. Sehr schade!


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Genre: Thriller / VÖ: Juni 2014 / Verlag: Blanvalet* / Serie: Einzelband


6 Kommentare

  1. Tilly Jack T.R. Jones
    10. Juli 2014
    Antworten

    Ohhhhh OHHHHH OHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH! DAS Buch stand bei mir auch ganz oben auf der WuLi aber deine Kritikpunkte stören mich an einem Buch ebenfalls und finde ich grade mächtig enttäuschend. :( Denn so auf den ersten Blick wirkt es so, als würde das eine geniale Story versprechen.
    Aber wo ich so deine Erklärungen und deine Kritik lese, fällt mir auf, dass es sich arg ZERO ähnelt. Bloß eben mit verschiedenen Themenbehandlungen. :/ Ufff.

    "Es wird kaum auf die Figuren eingegangen, die einen durch das gesamte Buch begleiten." Gerade das sollte wenigstens Standard sein…naja. DANKE für die Rezi *Buch von der WuLi streich*

    • TheReal Kaisu
      11. Juli 2014
      Antworten

      Ich glaube viele werden von dem Buch enttäuscht sein. Habe auch schon Lobeshymnen gesehen, die ich nicht nachvollziehen kann…
      Es wird sich einfach zu viel auf Skandale und Intrigen konzentriert, der Hintergrund der Figuren wird dabei kaum oder gar nicht erzählt :(

  2. Nenatie
    10. Juli 2014
    Antworten

    Oh, das klingt gar nicht gut! Dabei wäre in der Story sicher mehr drin gewesen! Aber schade das nicht auf die Charaktere eingegangen wird! :( Das Buch rutscht erstmal weiter nach hinten auf meiner Liste!

    Liebe Grüße

    • TheReal Kaisu
      11. Juli 2014
      Antworten

      Eine weise Entscheidung ;)

  3. WortGestalt
    10. Juli 2014
    Antworten

    Na diese Vorstellungsrunden mag ich ja auch gar nicht! Passt aber irgendwie zu einem Drehbuchautor und lässt mich gerade an scheußliche Pro7-Sat1-RTL-Eigenproduktionen denken, die alle so unheilschwangere Namen hatten wie "Tornado – Der Zorn des Himmels", "Abgrund – Eine Stadt stürzt ein", "Inferno – Flammen über Berlin" und wie sie nicht alle hießen *schauder* !! :D

    • TheReal Kaisu
      11. Juli 2014
      Antworten

      Ja, das war danach auch mein Gedanke "typisch dt. Drehbuchautor" und es würde mich nicht wundern, wenn dieses Buch auch eine deutsche abendliche Unterhaltungverfilmung wird :P

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