|SciFi| “Therapiestation”

Eine Buchvorstellung im Rahmen der #sfvongestern Aktion und meinem #JapanSpecial

Wir befinden uns im Jahr 20**. Die Ressourcen der Erde gehen zuende, Atomkriege haben die Atmosphäre verseucht. Eine Gruppe »Auserwählter« wird in einer gewaltigen Raumflotte zur Rettung der Menschheit entsandt.

Die »Zurückgebliebenen« fühlen sich im Stich gelassen, sie leben unter chaotischen und ärmlichen Verhältnissen. Nach zehn Jahren kehren die »Auserwählten« zurück und stellen mit Erstaunen fest, dass die »Zurückgebliebenen« nicht nur überlebt, sondern sogar mit dem Wiederaufbau begonnen haben.

Schnell übernehmen die »Auserwählten« die Herrschaft, um die »Zurückgebliebenen« zu unterdrücken.

In Form einer spannenden Science Fiction thematisiert Kenzaburo Oe die Gefahr ökologischer Zerstörung sowie die Ambivalenz unserer Gesellschaftssysteme. [Inhalt]

(1) Welches Buch hast du in welcher Ausgabe gelesen?

Therapiestation“ von Kenzaburo Oe
edition q im Quintessenz Verlag
dt. Erstausgabe vom 1.Oktober 1995
Original „治療塔 [Chiryō-tō]“ (Mai 1990)

(2) Wie hoch ist der Anteil an Science Fiction-Literatur an deiner Lektüre der letzten zwölf Monate. Du darfst schätzen.

20% ungefähr

(3) Warum hast du ausgerechnet dieses Buch gewählt?

Zufall. Ich war in der Bibliothek stöbern und habe eigentlich nach einem anderen Buch gesucht. An der Stirnseite eines Regals, blickte mich dann plötzlich dieses Buch an und ich habe es direkt eingepackt. Zudem passte es perfekt zum Japanspecial und den Autor hatte ich eh auf dem Schirm.

(4) Welche Teile der Story machen diese zu einem Science Fiction-Roman? Welche Thematiken werden behandelt?

Er spielt in einer fernen Zukunft. Ein genaues Jahr wird dabei nie genannt. Fakt ist aber, dass die Menschheit sich gerade selbst zerstört. Dank zahlreicher (Atom)Bomben, zerstörter AKWs, usw. So beschließt man sich auf und davon zu machen. Aber nur die Auserwählten. Sie fliegen zu einem fernen Planeten und möchten neue Quellen des (Über)Lebens finden. Nach zehn Jahren kommen diese plötzlich zurück. Man geht davon aus, dass die Erde leergefegt ist. Dummerweise ist sie das nicht. Die Zurückgebliebenen haben es geschafft zu überleben und sich der Situation anzupassen.

Nun nehmen sich alle in die Arme, sind glücklich ihre Liebsten wieder zu sehen und feiern eine fette Party. Pustekuchen. Abschirmung und Abtrennung stehen an der Tagesordnung. Schließlich kommen die Auserwählten mit einem kleinen Wunder daher: Sie wirken nicht gealtert. Ganz im Gegenteil, eher verjüngt. Da ist eine Verbindung mit den schmutzigen Zurückgebliebenen völlig ausgeschlossen! Was da nun genau im Detail passiert, wird von mir nicht verraten.

(5) Gab es Elemente, die zum Zeitpunkt des ersten Erscheinen des Romans noch als „Zukunftsmusik“ galten, heute aber in der genannten oder ähnlichen Form üblich, vielleicht sogar völlig normal oder auch schon wieder überholt sind?

Atombomben, Selbstzerstörung, Krieg… alles aktuelle Themen.

Selbst sie Reise zu fernen Planeten scheint keine Zukunftsmusik mehr zu sein. Was noch nicht geht, ist die Verjüngung und das nicht nur optisch, sondern im kompletten Körper. Ob das jemals möglich sein wird? Wer weiß…

(6) Erkennst du Parallelen zu anderen Romanen, Comics, Filmen oder Serien und falls ja, welche sind es?

Ja, siehe oben. Kriege und Abgrenzung von Menschentypen sind immer wieder gern gesehene Themen in Büchern und Filmen. Zumal vieles auf wahren Begebenheiten basiert. Aber auch die Reise zu fernen Planeten und der Versuch deren Besiedlung (muss direkt an Alien denken) werden gerne aufgegriffen. Es gibt also sicher zahlreiche Werke aus dieser Ecke.

(7) Bist du neugierig geworden auf die Thematik oder die AutorIn? Möchtest du dich weiter damit beschäftigen, vielleicht in Form von weiteren Romanen, Sekundärliteratur oder auch anderen Medien?

Ja. Ich habe hier auch noch ein Buch von dem Autor liegen > “Der stumme Schrei”.

Thematisch stolpert man immer wieder über die angesprochenen Gebiete. Man kommt also eigentlich gar nicht drumherum.

(8) Was hat dir gefallen und was nicht?

Der Schreibstil ist sehr eigen. Wirklich sehr eigen. Gerade die ersten beiden Kapitel haben es in sich. Schachtelsätze, steife Formlurierungen, zahlreiche Zitate von Gedichten und anderen Werken. Da neigt man dazu, das Buch beiseite zu legen. Aber bitte macht das nicht!

Es lohnt sich am Ball zu bleiben. Letztlich kommt noch Schwung rein, Es liest sich flüssiger. Die Story selbst ist dabei übrigens nie langweilig. Man will wissen, was sich da entwickelt. Was die Menschen machen. Was sie auf dem fernen Planeten, der “Neuen Erde” erlebt haben, was ihre neuen Ziele sind. Letztlich wird einem ein Spiegel vor die Augen gehalten: “Schau, genau SO, könnte deine Zukunft aussehen!”

Vor allem die Beziehung von Sakuchan und der Ich-Erzählerin Ritchan, die im Fokus steht.* Eine Art modernes Romeo und Julia. Die Frau, von den Zurückgebliebenen und der Mann, von den Auserwählten. Eine Liebe dich nicht sein darf und trotzdem existiert.

*chan, ist ein Abkürzung aus dem japanischen, bei Kindern und Paaren zur Verniedlichung genutzt

(9) Hattest du besondere Erwartungen an das Buch oder sogar Befürchtungen? Wenn ja, welche waren dies und wurden sie erfüllt beziehungsweise im Falle von Befürchtungen, bestätigt?

Jaein. Ich wusste, dass der Autor wohl nicht leicht zu lesen ist, aber davon lass ich mich nicht abschrecken. Außerdem hat mich der Inhalt zu sehr gelockt. Letztlich kann ich das Buch jedem Interessierten nur ans Herz legen. Traut euch! Trotz kleiner Steine am Anfang, habe ich es nicht bereut, dieses Buch gelesen zu haben!


weitere vorgestellte Bücher von mir zu der Aktion: „Schöne neue Welt„ /  “Die Insel des Dr. Moreau” / “Die Triffids“/ …


Das ist eine Aktion von Sandra* und Sascha*. Jeder kann mitmachen und mitlesen. Es ist kein zeitliches Limit gesetzt. Alle „Bedingungen“ findet ihr in diesem Beitrag *klick*

 


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Genre: SciFi / VÖ: Oktober 1995 / Verlag: edition q – Quintessenz Verlag / Seiten: 234 Seiten / Serie: Einzelband

weitere Kritiken: japanliteratur, Japanische Literatur,

weitere (dt.) Bände von Kenzaburo Oe: “Der stumme Schrei”, siehe wiki inkl. aller Auszeichnungen

erhältlich z.B. bei: hugenubel


#JapanSpecial [Aktion]

6 Kommentare

  1. Hey, na da hast du aber etwas sehr interessantes ausgegraben. Scheint ja sehr besonders sein. Deine Aussage das der Stil sehr eigen ist man aber am Ball ähm dem Buch bleiben soll ist mit Sicherheit sehr wichtig. Das muss ich ja wirklich mal stöbern gehen, im Moment sind es die dystopischen Geschichten die mich wieder sehr reizen. Danke für diese sehr schöne Buchvorstellung.
    Hab eine schöne neue Woche, liebe Grüße Kerstin

    • kaisu
      12. März 2018
      Antworten

      Die Meinungen zu dem Buch gehen auch wirklich weit auseinander. Ich finde, dass sich ein Blick lohnt!
      :D

  2. Dieser Titel steht mir für mein Japanspecial noch bevor. Es war von allen Oe-Titeln jener, der mich am meisten angesprochen hat. So ein Setting erinnert ein bisschen an das “Herr der Fliegen”-Motiv: Aufbau einer neuen Gesellschaft, ohne in alte Muster zu verfallen. Ob mich das erwartet oder etwas völlig anderes? Dir hat es ja bestens gefallen und umso gespannter bin ich.

    • kaisu
      20. März 2018
      Antworten

      Also an “Herr der Fliegen” musste ich nicht denken. Es war eher eine andere Form eine möglichen Zukunftsvision aus einem neuem Blickwinkel.
      Ich denk aber, dass es dir gefallen wird :)

  3. Daniela
    30. März 2018
    Antworten

    Hi,
    das liest sich sehr interessant, und ich mag diese Interview-Form. Sowas ist auch genau mein Ding!

    • kaisu
      31. März 2018
      Antworten

      Freut mich zu hören! Manchmal passt diese Form einfach perfekt und ist eine Auflockerung in der breiten Kritikerwelt :D

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