|Crime| “Battle Royale” [Japan Special]

“Was? Battle Royale? “Was ist Battle Royale?” Komm schon, du willst doch nicht behaupten, dass du das nicht weißt?! […] Kurz gesagt, Battle Royale ist – du weißt doch: Ein normales Match ist Mann gegen Mann, oder Partnerpaare gegeneinander. Also bei Battle Royale springen zehn oder zwanzig Wrestler in den Ring. Und da kann jeder jeden angreifen, einer gegen einen, oder auch zehn gegen zehn, das ist egal.” (S.14)

Wie? Was? Wrestling? Seit wann geht es in dem Buch um Wrestling? Keine Sorge, so grundverschieden sind der Film und das Buch dann doch nicht. Allerdings kommt die Bezeichnung wirklich aus dem Wrestling und auch heute noch wird diese Match-Kategorie genutzt. Wie schließen wir nun den Bogen zum dem japanischen Roman? Nun, dort werden 42 Schüler auf eine Insel verfrachtet. Unfreiwillig. Damit sie bei dem PROGRAMM zu Forschungszwecken sich gegenseitig umbringen können.

Klingt hart. Ist es auch. Stell dir vor, du freust dich auf einen Schulausflug. Kicherst mit deinen Freundinnen um die Wette, himmelst die hübsche Jungs an, die reagieren mit kurzen Blicken und Getuschel. Es ist Teenagerzeit. Man ist 15 Jahre alt. Die Schulpflicht ist fast geschafft. Trotzdem macht man sich Gedanken, was danach kommt. Welchen Weg man einschlagen möchte. Spürt schon das “Erwachsensein”, wie es an einem zerrt. Und plötzlich schläfst du ein.

Wachst benommen in einem alten, fremden Klassenraum auf. Spürst kaltes Metall um deinen Hals. Siehst bewaffnete Männer vor dir stehen, daneben eine Art General. Mit forschem Ton, wirst du über die Lage aufgeklärt und allmählich wird dir klar: Oh, Fuck! Wieso ich? Warum wurde meine Klasse ausgewählt? Ich kann das nicht! Wie soll ich meine Freunde ermorden? Nie im Leben! Das muss ein Irrtum sein! Das ist ein Irrtum. Definitiv! – Nein, ist es nicht. Nur das Zufallsprinzip, einer unmenschlichen Regierung.

“Wie ihr alle wisst, besteht in unserer Nation keine Wehrpflicht. Die Armee, Marine und Luftverteidigungs-Streitkräfte setzen sich zusammen aus patriotischen Seelen, allesamt junge Freiwillig, leidenschaftliche Kämpfer für die Revolution und den Aufbau unserer Nation. Sie riskieren jeden Tag und jede Nacht ihr Leben an der Front. Ich möchte, dass ihr das Programm als eine Art der Wehrpflicht betrachtet, die für unsere Nation einzigartig ist. Zum Schutze unserer Nation etc…” (S.43)

Damit ist der Startschuss gesetzt. 42 Schüler müssen sich abmurksen. Nur einer darf überleben und wird als Held von der Insel gebracht. Sollte man sich 24h am Stück weigern, dann sterben eben alle Schüler. Hinzukommen noch gewisse Gebiete, die man zu bestimmten Uhrzeiten nicht betreten darf. Sonst explodiert das Halsband. Natürlich stellt man den Teenagern Waffen und ein wenig Verpflegung zur Verfügung. Wie liebevoll. Dummerweise sind nicht alle Waffen sinnvoll und zum Morden geeignet.

Wer jetzt auf ein wildes Gemetzel hofft, den muss ich enttäuschen. Jeder Schüler bekommt ein Gesicht. Jeder. Das ist bei japanischen Namen, die teilweise verdammt ähnlich klingen gar nicht so einfach. Es schwirrt einem der Kopf. Yoshio, Yoji, Yutaka, Yoshimi, Yukie, Yukiko … zwischendrin eine Mitsuko, an die man sich klammert, weil sie anders klingt, Plötzlich kommt eine Mitsuru daher und man kann seine tolle Strategie über den Haufen werfen. Doch man kann aufatmen, denn so bitter es klingen mag: Mit der Zeit sterben sie. Stück für Stück.

Es kristallisieren sich jedoch ein paar Namen heraus, die man sich merken sollte: Shogo, Shuya,Kazou, Shinji, Mitsuko und Noriko. Ihnen begegnet man häufiger und kann sich gut an ihnen orientieren. Sie zeigen alle unterschiedliche Charaktereigenschaften aus, die sie menschlich wirken lassen. So baut man eine gewisse Beziehung zu ihnen auf und will gar nicht, dass sie sterben. Man hofft, dass sie einen Weg aus der Sache finden. Schließlich stirbt die Hoffnung zuletzt. Oder etwa nicht?

“Das ganze Land war geistesgestört. Nicht nur dieses blöde Spiel. Jeder, der der Regierung auch nur den geringsten Widerstand leistete, wurde sofort beseitigt. Es war der Regierung scheißegal, ob man unschuldig war.” (S.201)

Aufgebaut ist das Buch – trotz der vielen Namen – sehr übersichtlich. Auf den ersten Seiten bekommt man eine Landkarte und alle Namen der Klasse 9-B aufgezeigt. Das komplette Geschehen ist in vier große Abschnitte unterteilt und am Ende eines jeden Kapitels steht die aktuelle Schüleranzahl notiert. Wie ein Countdown. Hat man die ersten Seiten überwunden, gerät man auch bei den japanischen Namen nicht mehr ins stolpern.

Bevor ich das Buch gelesen habe, kannte ich bereits die Verfilmung. Nachdem ich nun das Buch beendet hatte, musste auch noch einmal der Film dran glauben. Daher möchte ich auch dazu ein paar Worte loswerden:

  1. Das Gründgerüst ist komplett verändert. Nicht böse Regierung, nein böse Schüler. Das Abmurksen ist eine Strafe für schlechtes Benehmen.
  2. Es scheint um das reine Abschlachten zu gehen. Schüler böse, Soldaten/Regierung neutral. Im Buch ist es genau andersherum. Soldaten machen z.B. Wetten aus, wer zuerst stirbt. Reue wird nicht gezeigt.
  3. Charaktereigenschaften und Ausgangswaffen der Schüler wurden geändert. Zum Nachteil der Figuren.
  4. Zahlreiche Umstände, in Bezug auf die Klasse & den General (Sakamochi) wurden verändert und verdreht. Ebenfalls zum Nachteil.

Daher mein Tipp: Der Film basiert vage auf der Grundidee und steht definitiv für sich. Es scheint so, als ob er eher mit sinnlosem Gemetzel, als mit Charakterentwicklungen und einer soliden Hintergrundstory punkten möchte. So hart der Film dabei auch sein mag. Das Buch ist schlimmer. Daher sollte man sich bewusst sein, dass es bei Heyne hardcore auf den deutschen Markt kam. Zu Recht.

Abschlussworte: Das Buch gilt als Ausgangslage für viele Jugendbücher. Beiträge und Diskussionen gibt es dazu zahlreich im Netz. Ich kann sagen: Ja, ich sehe es ebenfalls als Grundstein vieler Storys. Das Buch zeigt eine Regierung auf, wie sie sich keiner wünscht. Man möchte die Schüler aus dem Buch zerren und ihnen damit das Leben retten. Blöderweise geht das nicht.

Alles in allem finde ich das absolut lesenswert. Wer also vor allem im Bereich hardcore aus Japan etwas sucht, ist hier genau an der richtigen Adresse.


Genre: Crime / VÖ: September 2012 / Verlag: Heyne hardcore / Seiten: 623 Seiten / Serie: Einzelband

weitere Kritiken:  Dragonviews, monsters and critics,

weitere (dt.) Bände von Koushun Takami: keine weiteren Werke

erhältlich z.B. bei: hugenubel


#JapanSpecial [Aktion]

 

6 Kommentare

  1. 8. März 2018
    Antworten

    Eine tolle Kritik! Das Buch will ich auch irgendwann noch lesen, ich kenne auch nur den Film. Der kam vor kurzem sogar wieder im Kino, als Special weil er nun nichtmehr auf dem Index steht (ja, er ist echt alt). Ich habe auch gelesen das eine Neuverfilmung geplant war aus Hollywood. Dann kam aber der große Erfolg von Panem dazwischen und dann wurde das Projekt erstmal auf Eis gelegt. Und ich bin eigentlich ganz froh, diese Hollywood Neuauflagen von japanischen Filmen sind in den meisten Fällen einfach meh.
    Zurück zum Buch: Ich hab es mir nun auch mal zugelegt ;)

    LG

    • kaisu
      8. März 2018
      Antworten

      Ich hatte mir extra die jap. ungekürzte Verison angeschaut, wo es bereits Unterschiede zur normalen Version gibt. Würde auch jedem raten, diese Variante zu schauen.
      US Adaptionen gehen meist in die Hose. Zumindest hab ich noch keine gesehn, die an die asiatischen Originale herankommt!

      zum Buch: Sehr fein! Und nun lesen :D
      Man hat die ü600 Seiten verdammt schnell verschlungen :P

  2. 27. März 2018
    Antworten

    So, endlich komme ich dazu mir meine Wunsch-Rezi *höhö* durchzulesen und was soll ich sagen – WILL ICH HABEN!!!!! MUSS ICH HABEN!!!! Den Film habe ich auch ganz anders in Erinnerung, aber eh wurscht und außerdem schon zu lange her.
    Danke für die tolle Rezi!!
    Bussi Conny

    • kaisu
      27. März 2018
      Antworten

      Ja, es war ganz gut, dass ich den Film nochmal geschaut habe. Danach sind einem die Unterschiede extrem aufgefallen :P
      Und: Les es! Du wirst deine Freude damit haben :D

  3. 10. März 2019
    Antworten

    Sehr gute Rezension. :)
    Ich habe jetzt knapp 100 Seiten gelesen und bin nach deiner Rezi noch mehr darauf gespannt, wie es weitergeht.
    Das mit dem “Countdown” am Ende jedes Kapitels finde ich schon voll hart. Aber so behält man einen gewissen Überblick.
    Und es geht ja auch direkt knallhart los. Und nach deinen Worten denke ich, dass es auch so bleibt. Gut das ich Nerven aus Stahl habe. ;)
    Liebe Grüße
    Diana von lese-welle.de

    • kaisu
      11. März 2019
      Antworten

      Danke dir :3

      Ja, so makaber es klingt, der Countdown sorgt für Überblick und man ist als Leser ein wenig froh darüber.
      Viel Freude noch mit dem Buch, ich mag es sehr!

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